Altes oder neues Auto: Was ist besser für die Umwelt?

Neue Autos sind meist energieeffizienter als ältere Modelle – insbesondere, wenn es sich um Elektroautos handelt. Soll man daher auf einen Neuwagen umsteigen?

  • Raphael Hegglin, MeineTexter GmbH
  • 23. November 2021
Beim Kauf eines neuen Autos ist zu bedenken, dass die Autoherstellung viele Ressourcen verbraucht.
Bild: Friedrich Stark / Alamy Stock Photo


Um einen Mittelklassewagen herzustellen, sind etwa 30 000 kWh Energie erforderlich. Damit liesse sich mit demselben Wagen eine Strecke von etwa 45 000 Kilometern zurücklegen – bei einem angenommenen Verbrauch von 7,8 l Benzin/100 km. Zwar handelt es sich bei diesem Beispiel um eine Milchbüchleinrechnung. Trotzdem veranschaulicht sie ein Problem: In der Energiebilanz eines Autos zählt nicht nur der Treibstoffverbrauch, sondern auch die graue Energie, die in ihm steckt.

Aus ökologischer Sicht ist es daher nicht immer sinnvoll, von einem alten Auto auf ein neues, verbrauchsärmeres umzusteigen. Denn die graue Energie muss über den gesamten Lebenszyklus eines Fahrzeugs amortisiert werden. Heute rechnet man mit einer Lebensdauer von 200 000 bis 250 000 Kilometern für ein Auto. Wird es schon nach 125 000 Kilometern verschrottet, so fällt die graue Energie – bezogen auf den Fahrkilometer – doppelt ins Gewicht.

Jedes Auto ein Einzelfall

Wann sich der Ersatz eines Wagens aus ökologischer Sicht lohnt, ist selbst für die Wissenschaft nur schwer berechenbar. «Es gilt zahlreiche Faktoren wie Treibstoffverbrauch, Schadstoffemissionen, Jahrgang und Anzahl Fahrkilometer des aktuellen Autos zu berücksichtigen. Ebenfalls entscheidend ist, ob der Neuwagen wieder mit einem Verbrennungsmotor ausgestattet ist oder mit einem effizienteren Elektroantrieb», sagt Christian Bauer, der in der Abteilung Energy Systems Analysis des Paul-Scherrer-Instituts forscht.

«Entscheidend ist, ob der Neuwagen wieder mit einem Verbrennungsmotor ausgestattet ist oder mit einem effizienteren Elektroantrieb.»
Christian Bauer

Einfach gesagt sei ein Ersatz umso empfehlenswerter, je mehr Kilometer das Fahrzeug auf dem Zähler und je mehr Jahre es auf dem Buckel habe. «Gleichzeitig ist auch das Nutzungsprofil des Besitzers oder der Besitzerin entscheidend: Je weniger jemand pro Jahr fährt, desto weniger kommt der tiefere Verbrauch eines Neuwagens in der Umweltbilanz zum Tragen.»

Annäherung mit Online-Tools

Eine brauchbare, datenbasierte Annäherung an die Frage «Neues oder altes Auto?» liefert das Onlinetool des Instituts für Energie- und Umweltforschung Heidelberg unter emobil-umwelt. Mit diesem Werkzeug lassen sich alte und neue Autos unterschiedlicher Bauweise ungefähr vergleichen.

Schnell wird beim Rechnen klar: Wenn wieder ein Benzin- oder Dieselmotor gewählt wird, muss das aktuelle Auto meist zehn Jahre oder älter sein, damit sich ein Ersatz aus energetischer Sicht lohnt. Spart man nur 1 oder 2 Liter Treibstoff auf 100 Kilometer ein, so fällt die Energiebilanz kaum zugunsten eines Neuwagens aus. Empfehlenswert ist daher vor allem der Umstieg auf ein Elektro- oder Gasauto.

Alt oder neu: drei Faustregeln

  • Je neuer das aktuelle Fahrzeug ist, desto kleiner ist der ökologische Nutzen eines Ersatzes.
  • Je älter das aktuelle Auto, desto höher sind seine Schadstoffemissionen und entsprechend stärker werden diese durch einen Neuwagen reduziert.
  • Der Umstieg auf ein Elektro- oder Gasfahrzeug – betrieben mit Ökostrom oder Biogas – senkt die Treibhausgas-Emissionen am stärksten.


Dieser Text wurde erstmals im März 2021 in der Auto-Umweltliste publiziert.