Das Klimaschutzpotential von Firmenflotten

Schweizer Firmen haben Nachholbedarf, wenn es um das Klimaschutzpotenzial ihrer Betriebsflotten geht. Das zeigt eine Umfrage des Vereins Clean Fleet.

  • Martin Winder, Projektleiter Verkehrspolitik VCS
  • 12. Oktober 2023
Folgt dem Clean-Fleet-Goldpfad: die Personenwagenflotte von Mobility.
Bild: Mobility Genossenschaft


Rund 69 Prozent der CO2-Emissionen aus dem Verkehrssektor werden durch Personenwagen verursacht, acht Prozent durch leichte Nutzfahrzeuge. Die Hälfte der neu in Verkehr gesetzten Personenwagen und ein Grossteil der Lieferwagen kommen in Firmenflotten zum Einsatz. Diese Fahrzeuge haben eine überdurchschnittliche jährliche Laufleistung und damit einen grossen Einfluss auf den CO2-Ausstoss des Verkehrssektors.

Die Hälfte der neu in Verkehr gesetzten Personenwagen und ein Grossteil der Lieferwagen kommen in Firmenflotten zum Einsatz.

Unternehmen können also bei der Umstellung auf fossilfreie Fahrzeuge einen namhaften Beitrag leisten. Dabei handelt sich um ein Klimaschutzpotential, das es möglichst rasch zu nutzen gilt. Der Verein Clean Fleet unterstützt mit seiner Beratungstätigkeit Firmen bei der Umstellung ihrer Fahrzeugflotten. Clean Fleet zeichnet Unternehmen aus, die einen überdurchschnittlichen Beitrag leisten und unterscheidet dabei drei Stufen: Bei Einhaltung des Silberpfades fährt die neu beschaffte Flotte spätestens 2034 CO2-neutral. Bei Gold im Jahr 2033 und bei Platin spätestens 2030.

Wenig Wissen vorhanden

In einer Onlineumfrage von Clean Fleet gaben 2022 lediglich 19 Prozent der 100 befragten Firmen an, die CO2- Emissionen ihrer Fahrzeugflotte zu erfassen. Mehr als 60 Prozent haben noch keine Umweltziele in Bezug auf ihre Flotte festgelegt. Damit hat das Thema «umweltfreundliche Fahrzeugflotten» im Vergleich zu 2015 sogar leicht an Bedeutung verloren. So kannten 2022 nur 45 Prozent die gesetzlichen CO2-Emissionsvorschriften für Neuwagen – 2015 waren es noch 77 Prozent. Das mag auch daran liegen, dass Unternehmen in den letzten Jahren mit den Nachwirkungen der Covidkrise, Lieferkettenproblemen, steigenden Preisen sowie geopolitischen Spannungen anderweitig stark gefordert waren.

Besondere Herausforderung für KMU

Vor allem für kleine und mittlere Betriebe (KMU) ist die Situation herausfordernd. Ohne firmeninterne Spezialistinnen und Spezialisten fehlt es oft am notwendigen Wissen zum Thema Nachhaltigkeit. Gerade im Bereich des Fahrzeugeinkaufs ist die Verunsicherung bezüglich Antriebsarten, Stromverfügbarkeit und -produkten, Lademöglichkeiten oder Steuersituation erheblich. Dass der elektrischen Mobilität die Zukunft gehört, ist zwar mehrheitlich bekannt. Doch Unternehmen, aber auch die öffentliche Hand, tun sich mit der Umstellung oft noch schwer.

Eine Studie des Versicherers AXA aus dem Jahr 2021 zeigt ein vergleichbares Bild: Sogar nur jedes achte KMU gab an, den eigenen CO2-Ausstoss zu kennen. Das etwas bessere Ergebnis bei der Clean-Fleet-Umfrage ist wohl darauf zurückzuführen, dass bei den teilnehmenden Firmen ein höheres Interesse an Umweltfragen besteht – rund ein Drittel sind Mitglied des Verbands für nachhaltiges Wirtschaften öbu.


VCS sponsert Erstberatung

Der VCS hat das Grundkonzept von Clean Fleet finanziert und ist seit Gründung des Vereins im Vorstand vertreten. Möchten Sie wissen, ob Ihre Firmenflotte einen der überdurchschnittlichen Flottenstandards Clean Fleet Silber, Gold oder Platin erreicht? Der VCS sponsert zehn Erstberatungen mit CO 2-Analyse der Neuwagenflotte.

Bei Interesse melden Sie sich bei martin.winder[at]verkehrsclub.ch.