EcoDrive lohnt sich auch finanziell

Seit 2014 schickt Horgen ZH alle Mitarbeitenden, die beruflich Gemeindefahrzeuge lenken, regelmässig in den EcoDrive-Kurs. Das schont nicht nur die Umwelt und das Klima, sondern auch die Gemeindekasse.

  • Myriam Holzner, Kürze & Würze GmbH
  • 8. November 2021
Ein Teil der Fahrzeuge der Gemeinde Horgen mit ihren Fahrerinnen und Fahrern.
Bild: Gemeinde Horgen


Seit 2008 trägt Horgen am linken Zürichsee-Ufer das Label «Energiestadt». Dieses zeichnet Gemeinden aus, die sich kontinuierlich für eine effiziente Energienutzung, den Klimaschutz und erneuerbare Energien sowie umweltverträgliche Mobilität einsetzen. Der Bevölkerung genügte das schon bald nicht mehr: 2011 überwies die Gemeindeversammlung einen Antrag und schickte die Verwaltung «auf Kurs» in Richtung Energiestadtlabel GOLD.

Dieser Entscheid führte zur Erarbeitung eines Masterplans Energie mit terminierten Massnahmen – darunter das Erarbeiten eines Mobilitätsmanagements, das regelmässige Erheben des Treibstoff-Verbrauchs sowie die Schulung der Mitarbeitenden in EcoDrive.

Die Mehrheit kommt freiwillig

Wer aus beruflichen Gründen ein Fahrzeug der Gemeinde lenkt, wurde zum EcoDrive- Kurs «verbrummt» – alle übrigen Gemeindemitarbeitenden hatten die Option, den einstündigen Fahrkurs auf Arbeitszeit zu absolvieren. Die 60 Franken Kurskosten pro Teilnehmer/in übernahm in jedem Fall die Gemeinde.

«Im ersten Jahr haben wir dank EcoDrive rund 9 % Treibstoff eingespart.»
Max Talmon-Gros

Das Ergebnis freut Max Talmon-Gros, Projektleiter Energie bei der Gemeinde Horgen: «110 Mitarbeitende haben den ersten Kurs im Sommer 2014 absolviert – die meisten freiwillig!» Wo immer möglich, absolvierten die Mitarbeitenden den Kurs auf dem bei der Arbeit gefahrenen Fahrzeug. «Im ersten Jahr haben wir dank EcoDrive rund 9 % Treibstoff eingespart. Die Kurskosten waren so innert weniger als 8 Monaten amortisiert.» (Die Rechnung im Detail: siehe Kasten).

Damit die im Kurs erlernte ökologischere Fahrweise auch mittel- und langfristig gelebt wird, informiert Horgen regelmässig über den Treibstoffverbrauch der verschiedenen Abteilungen, lädt zu Veranstaltungen und berichtet im internen Newsletter.

Alles einst Gelernte verinnerlicht

Mit Erfolg: Der Wiederholungskurs 2019 zeigte, dass die meisten, die bereits 2014 im EcoDrive-Kurs waren, das damals Gelernte noch präsent hatten! Aber nicht alle: Ein Kurswiederholer konnte 22 % Treibstoff einsparen. Die teils negativen Reaktionen nach dem zweiten Aufgebot sind längst verstummt – der Sinn des «Auffrischungskurses» wird erkannt.

«Leider sind elektrisch betriebene Spezialfahrzeuge wie Strassenwischmaschinen oder Löschfahrzeuge noch kaum erprobt», bedauert Talmon-Gros. Denn Horgen ist stetig daran, seinen Wagenpark ökologischer zu gestalten – auf Basis der Energie-Etikette für Personenwagen (mindestens Effizienzklasse A!) oder auf Basis der Lieferwagen-Umweltliste für Lieferwagen und Kleinlastwagen.

EcoDrive

Seit 2000 bietet die Quality Alliance Eco-Drive (QAED) Kurse für Auto-, Lastwagen-, Bau- und Landmaschinen-Fahrende mit dem Ziel, den Treibstoffverbrauch zu senken. Das Prinzip EcoDrive basiert auf drei Säulen:

1. das Auto checken und von unnötiger Last befreien

2. die Technik gezielt einsetzen – z. B. den Tempomaten nutzen

3. vorausschauend fahren in einem möglichst hohen Gang

Im Kurs wird eine zuvor festgelegte Strecke mit demselben Fahrzeug zweimal gefahren, vor und nach dem Vermitteln der Theorie, und der Treibstoffverbrauch gemessen.

Die EcoDrive-Rechnung

Treibstoffverbrauch 2012: 16 930 l Benzin und 49 430 l Diesel = Fr. 117 000.–

Treibstoff-Einsparung 2014: rund 9 % = Fr. 10 530.–

Kurskosten EcoDrive: Fr. 60.– × 110 Teilnehmende = Fr. 6 600.–

Das heisst:

◾ Innert 7 ½ Monaten wurden die Kurskosten amortisiert.

◾ In jedem Folgejahr spart die Gemeinde über Fr. 10 000.– und stösst knapp 20 t weniger CO2 aus.


Dieser Text wurde erstmals im Mai 2020 in der Lieferwagen-Umweltliste publiziert.