Gegen schlechte Stimmung auf den Strassen

Die Autotür öffnet sich nur wenige Zentimeter neben der Velofahrerin, daneben überholt ein Autolenker in geringem Abstand, der Velofahrer vergisst beim Linksabbiegen das Handzeichen und im Kreisel kommt es beinahe zu einer Kollision. Der Strassenverkehr birgt Gefahren und kostet Nerven. Das Verhalten der anderen Verkehrsteilnehmerinnen und -teilnehmer richtig einzuschätzen und bestenfalls vorherzusehen, ist kompliziert und erfordert volle Aufmerksamkeit.

An Orten, wo Menschen mit verschiedenen Verkehrsmitteln sich dieselben Flächen teilen, sind gefährliche Situationen leider Alltag und die Emotionen kochen schnell hoch. Besonders gross ist das Konfliktpotenzial zwischen Velo- und Autofahrenden, da in der Schweiz noch kein vollständiges Netz sicherer Veloverbindungen existiert. Aufgrund der steigenden Anzahl an Zweirädern nehmen die Konflikte und leider auch die Unfälle gerade im Stadtverkehr zu.

Verständnis fördern

Auch wenn kürzlich mit der Verabschiedung des Veloweggesetzes der Grundstein für sichere Radwege gelegt wurde, wird es in Zukunft zu kritischen Situationen kommen. Hand aufs Herz, einige liessen sich mit gegenseitigem Verständnis und Rücksichtnahme vermeiden. Hier setzt die Kampagne «Love is on the Road» an. Sie wird seit letztem Herbst von VCS und Pro Velo durchgeführt und unterstützt vom Fonds für Verkehrssicherheit und der Präventionsorganisation «Am Steuer Nie». Ziel ist es, das Zusammenspiel insbesondere von Velo und Auto zu verbessern.

Unter dem Motto «Beim Auto- und Velofahren teilen wir uns die Strasse und das Leben» führen die Sektionen der beteiligten Verbände Standaktionen durch. Passantinnen und Passanten können auf einem Velosimulator vier kritische Situationen (vgl. Illustrationen unten) aus dem Strassenverkehr spielerisch erleben. Sie sitzen dabei auf einem fest aufgebockten und mit Sensoren ausgestatteten Velo und können sich über eine Virtual-Reality-Brille oder einen Bildschirm in den Simulationen fortbewegen. Dabei begegnen sie verschiedenen unerwarteten Hindernissen. Im Anschluss tauschen sie die Rolle und können das eigene Verhalten aus der Perspektive einer Autofahrerin oder eines Autofahrers nachschauen.

Neue Perspektive vermitteln

«Das Projekt ermöglicht es Personen, die sich sonst vielleicht nur mit dem Auto oder nur mit dem Velo unterwegs sind, eine neue Perspektive einzunehmen», erklärt Michael Rytz, der von Seiten VCS die Kampagne verantwortet. «Damit fördern wir das Gefahrenbewusstsein für verschiedene Situationen auf beiden Seiten.» Konkrete Handlungsanweisungen zeigen den Teilnehmenden, wie sie Gefahren möglichst früh und effektiv vermindern können, um das Vorankommen auf der Strasse für alle entspannter und vor allem sicherer zu machen.

Linksabbiegen

Auf dem Velo: Blick zurück, deutliches Handzeichen, Einspuren gegen die Strassenmitte, Vortrittsrechte beachten und Abbiegen ohne die Kurve zu schneiden. Im Auto: Vorausschauend fahren und verlangsamen, sobald ein Velo quert oder abbiegt.

Bild: Samira Oschounig, Müller Lütolf

Autotür

Im Auto: Vor dem Öffnen der Türe Blick in den Rückspiegel und über die Schulter nach hinten. Sicherheitsabstand respektieren, wenn ein Velo vor Ihnen entlang parkierter Autos fährt. Auf dem Velo: Entlang parkierter Autos aufmerksam und mit einem Sicherheitsabstand von 1,5 Metern fahren.

Bild: Samira Oschounig, Müller Lütolf

Überholen

Im Auto: Velos immer mit mindestens 1,5 Meter Abstand und angepasster Geschwindigkeit überholen. Auf dem Velo: Sichtbar fahren!

Bild: Samira Oschounig, Müller Lütolf

Kreisel

Auf dem Velo: Vor der Einfahrt in den Kreisel zurückblicken und gegen die Fahrbahnmitte fahren, den Fahrzeuge im Kreisel den Vortritt gewähren, im Kreisel in der Mitte der Fahrbahn fahren und beim Verlassen des Kreisels ein deutliches Handzeichen geben. Im Auto: Kontrollblick nach ganz links bei der Einfahrt in den Kreisel, Velos im Kreisel nicht überholen.

Bild: Samira Oschounig, Müller Lütolf