Immer mehr Elektrolieferwagen
Die Verkaufszahlen von elektrisch betriebenen Lieferwagen steigen stetig. Dank erleichterter Bedingungen bei der Nutzlast, strenger werdenden Flottenzielen und hoher Treibstoffpreise wird sich dieser Trend in Zukunft verstärken.
- Martin Winder, Projektleiter Verkehrspolitik VCS
- 12. Juli 2022
Bild: Nissan Schweiz
Auch bei den leichten Nutzfahrzeugen steigen die Verkäufe elektrisch betriebener Lieferwagen. Im laufenden Jahr hat der Marktanteil die 6%-Schwelle überschritten. Andere Alternativen wie Plug-in-Hybride oder Gas konnten sich bisher bei den Lieferwagen nicht etablieren. Brennstoffzellen-Modelle sind zwar angekündigt, aber noch nicht erhältlich. Nichtsdestotrotz, noch sind über 93% der neu verkauften leichten Nutzfahrzeuge mit einem reinen Verbrennungsmotor ausgestattet – in den meisten Fällen mit einem Dieselmotor. Eine wichtige Hürde für Elektro- und Brennstoffzellen-Lieferwagen hat der Bundesrat kürzlich beseitigt. Das zulässige Gesamtgewicht für leichte Nutzfahrzeuge mit Elektro- oder Wasserstoff-Antrieb wurde auf 4,25 Tonnen erhöht. Dadurch können diese Fahrzeuge trotz höherem Gewicht die gleiche Nutzlast transportieren wie ihre Verbrenner-Pendants. Wir haben darüber berichtet.
Bei den Lieferwagen ohne Diesel- oder Benzinmotor haben Elektro-Modelle klar die Nase vorne.
Das Angebot wächst weiter
Der Trend zu mehr Elektrofahrzeugen dürfte sich auch bei den leichten Nutzfahrzeugen weiter fortsetzen. Einerseits weil deren Wettbewerbsfähigkeit durch die hohen Treibstoffpreise gestiegen ist, andererseits auch weil das Modellangebot stetig wächst. Noch im Mai 2020 enthielt die damalige Lieferwagen-Umweltliste gerade einmal 10 Elektrofahrzeuge. Mittlerweile umfasst die Eco-Auto-Datenbank 57 leichte Elektro-Nutzfahrzeuge. Bis Ende 2022 sollen weitere 8 Modelle dazukommen.
Nissan und Mercedes ergänzen ihr Angebot mit dem Nissan Townstar und dem Mercedes E-Citan um zwei elektrische Hochdachkombis. Iveco bringt mit dem Daily Electric seinen ersten Elektro-Lieferwagen auf den Markt. Nicht zuletzt bietet Ford mit dem Ford e-Transit demnächst auch einen Lieferwagen mit Elektroantrieb an. Sowohl der Ford Transit, als auch der Iveco Daily gehörten 2021 zu den meistverkauften Lieferwagen der Schweiz – gute Voraussetzungen, dass auch deren Elektro-Varianten bei der Kundschaft auf Anklang stossen werden.
EU-Parlament bestätigt Verbrenner-AusBereits im Juli 2021 hat die EU-Kommission ihre Pläne für die CO₂-Flottenzielwerte bis 2035 bekannt gegeben. Demnach sollen die direkten CO₂-Emissionen der verkauften Personenwagen und leichten Nutzfahrzeuge bis 2035 um 100% d.h. auf 0g/km sinken. Es dürfen dann also nur noch Elektro- und Brennstoffzellenfahrzeuge verkauft werden. Die Massnahme soll einen wesentlichen Beitrag dazu leisten, dass die Treibhausgas-Emissionen in der EU bis 2050 auf netto null sinken. Diese Zielwerte wurden nun vom Europäischen Parlament und vom Ministerrat bestätigt. Ein rechtskräftiger Beschluss ist bis Ende 2022 bzw. Anfang 2023 zu erwarten. Sowohl die Emissionen der Personenwagen als auch jene der leichten Nutzfahrzeuge sollen bis 2035 auf 0g/km sinken. In der Schweiz wird die Debatte über Flottenzielwerte im Rahmen der Revision des CO 2-Gesetzes geführt. Es wird erwartet, dass der Bundesrat die Vorlage im dritten Quartal präsentiert. Um die Klimaziele der Schweiz zu erreichen, wäre eine Übernahme der EU-Zielwerte das absolute Minimum.
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