Kein Auto für fast alle(s)

Kleine, leichte und alltagstaugliche Fahrzeuge: Einige Hersteller setzen mit innovativen Ideen einen erfreulichen Trend. Eine Auswahl fünf spannender Fahrzeuge mit unterschiedlichsten Ansätzen – vom bewährten Modell bis zum futuristischen Prototyp.

  • Patrick Zellweger, Praktikant VCS
  • 3. November 2021

Bild: Aixam


Auf einen Parkplatz passen bis zu drei davon. Sie zeichnen sich durch eine leichte Bauweise aus und sind kaum schwerer als 500 Kilogramm. Dadurch verbrauchen sie besonders wenig Treibstoff: Klein- und Leichtmotorfahrzeuge. Die meisten von ihnen werden durch Elektromotoren angetrieben. Das macht ihre Umweltbelastung tiefer als jene konventioneller Autos. Und sie sind nicht nur auf der Strasse umweltschonend: Durch ihre kompakte Bauweise werden in der Produktion weniger Rohstoffe und Energie verbraucht.

Im Pendelverkehr sitzen im Schnitt nur 1,1 Personen in einem Auto. Für Pendlerinnen und Pendler sind Leicht- oder Kleinmotorfahrzeuge eine ideale und kostengünstige Alternative zu herkömmlichen Personenwagen. Dass diese Fahrzeuge meist nur einen oder zwei Sitze haben und über eine geringe Reichweite verfügen, stellt für die Fahrt zum Einkaufen oder ins Büro kein Problem dar.

Die Fahrzeughersteller kommen weg vom klassischen Autogedanken und setzen innovative Ideen sowie ausgefallene Designs um. Dadurch haben diese kleinen und leichten Fahrzeuge das Potenzial, dem Trend zum grossen, schweren Auto entgegenzuwirken.

Noch sind es Nischenprodukte. Doch die Zahlen sprechen für sie: Innerhalb der letzten 20 Jahre hat sich der Bestand von Klein- und Leichtmotorfahrzeugen auf Schweizer Strassen fast verzwanzigfacht.


Renault Twizy: der Quirlige

Eigentlich ist der Twizy kein Auto. Er wird als Elektro-Quad eingelöst. Davon merkt der Fahrer oder die Fahrerin jedoch nichts: Der Twizy fährt sich wie ein Auto und hat ein Lenkrad sowie Pedale. Speziell am Franzosen ist, dass er in der Grundversion auf beiden Seiten offen ist. So kann eine Fahrt bei 80 km/h oder Regen schnell ungemütlich werden. Witterungsschutz verschaffen Flügeltüren, die gegen Aufpreis erhältlich sind. Den Twizy gibt es in zwei Versionen: mit 4 kW Leistung und auf 45 km/h oder mit 9 kW und auf 80 km/h gedrosselt. An einer herkömmlichen Steckdose ist er innerhalb von drei Stunden geladen. Die Batterie wird bei Renault gemietet – fällt sie unter 75 % der Speicherkapazität, wird sie gratis ersetzt.

Bild: Renault

  • Preis: ab 9900 Franken ohne Batteriemiete (ab 59 Franken pro Monat)
  • Reichweite: bis 100 Kilometer
  • Verbrauch: 5,8/6,3 kWh/100 km, je nach Version
  • Batteriekapazität: 6,1 kWh
  • Höchstgeschwindigkeit: 45/80 km/h, je nach Version
  • Plätze: 2 Gewicht: 548/562 Kilogramm, je nach Version
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Twike: der Sportler

Das Twike ist ein Fahrzeug für sportliche Menschen. Das an der ETH Zürich entwickelte Ur-Twike war nur ein vollverkleidetes Velo. Die 5. Twike-Generation ist die bisher autoähnlichste: Je nach Version erreicht das Fahrzeug bis zu 190 km/h und eine Reichweite von 500 km. Dem ursprünglichen Gedanken bleibt es aber treu: Noch heute hat ein Twike Tretpedale anstelle von Gas- und Bremspedalen. Damit lässt sich die Reichweite durch Pedalen während der Fahrt erhöhen und lässt sich im Twike sogar in die Ferien fahren. Zur Steuerung hat es anstelle eines Lenkrads zwei Lenksticks. Das verursacht ein wenig Angewöhnungszeit, erlaubt aber ermüdungsfreies Steuern. Das Twike 5 wird nur in einer kleinen Serie von 500 Stück produziert. Bei einem Preis von 39 900 Euro dürfte der Markt dafür auch nicht allzu gross sein.

Bild: Twike

  • Preis: ab 39 900 Euro Reichweite: 150-500 Kilometer, je nach Version
  • Verbrauch: 7,3 kWh/100 km
  • Batteriekapazität: 15-30 kWh, je nach Version
  • Höchstgeschwindigkeit: 120-190 km/h, je nach Version
  • Plätze: 2
  • Gewicht: 435-495 Kilogramm, je nach Version
  • Marktstart: Frühjahr 2020, limitierte Produktion
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Bicar: der Exot

Am Anfang stand eine Vision: Der Bicar soll die Mobilität in Städten verändern. Aus einem Studienkonzept der Zürcher Hochschule für angewandte Wissenschaften (ZHAW) wurde ein produktionsreifes Fahrzeug. Der Bicar ist auf den Seiten und hinten offen – so lässt sich Gewicht sparen und Reichweite gewinnen. Anstatt die Batterie aufzuladen, wird man sie an bestimmten Standorten austauschen können. Zusätzlich ist der Bicar mit Solarpanels ausgestattet, die die Batterie stetig aufladen. Wenngleich das Konzept in erster Linie für das Carsharing in Städten angedacht ist, werden auch Privatperson einen Bicar erwerben können.

Bild: Share your Bicar

  • Preis: ab 7000 Franken
  • Reichweite: 60 Kilometer
  • Verbrauch: 3 kWh/100 km
  • Batteriekapazität: 1 kWh
  • Höchstgeschwindigkeit: 45 km/h
  • Plätze: 1
  • Gewicht: 100 Kilogramm
  • Marktstart: Herbst 2020
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Uniti One: der Designte

Effiziente Platznutzung und innovatives Design zeichnen den Uniti One aus. Er ist der grösste und der einzige Dreisitzer unter den hier aufgeführten Fahrzeugen: Hinten sitzen zwei Personen und vorne mittig der Fahrer oder die Fahrerin. Der Uniti One gilt als Auto. Werden die hinteren Sitze umgeklappt, hat er 760 Liter Stauraum und kann problemlos einen Grosseinkauf transportieren. Finanziert wurde die Entwicklung des Uniti One per Crowdfunding. Ab Mitte 2020 gibt es ihn in Schweden und Grossbritannien zu kaufen. Danach wird er Schritt für Schritt in anderen Ländern angeboten.

Bild: Uniti

  • Preis: ab ca. 21 000 Franken
  • Reichweite: bis 300 Kilometer
  • Verbrauch: 8 kWh/100 km
  • Batteriekapazität: 12/24 kWh, je nach Version
  • Höchstgeschwindigkeit: 120 km/h
  • Plätze: 3
  • Gewicht: 600 Kilogramm (ohne Batterie)
  • Marktstart: Mitte 2020 (in Schweden und Grossbritannien)
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Aixam eCity: der Normale

Der eCity kommt optisch einem gewöhnlichen Auto ziemlich nahe. Allerdings ist er auf 45 km/h gedrosselt. Deshalb, und wegen seines geringen Gewichts, darf er auch mit einem Motorrad-Führerschein der Klasse A1 oder mit einem Führerschein der Kategorie F gefahren werden. Als eines der wenigen Kleinmotorfahrzeuge ist der eCity mit einer Heizung ausgestattet. Wer die Vorzüge eines Autos schätzt, ist mit dem eCity gut bedient.


Bild: Aixam

  • Preis: ab 23 800 Franken
  • Reichweite: 80 Kilometer
  • Verbrauch: 10 kWh/100 km
  • Batteriekapazität: 6,1 kWh
  • Höchstgeschwindigkeit: 45 km/h
  • Plätze: 2
  • Gewicht: 440 Kilogramm
  • Marktstart: bereits erhältlich
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Dieser Text wurde erstmals im März 2020 in der Auto-Umweltliste publiziert.