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Leasing-Firmen als Nachzügler

  • anette.michel
  • 18. Oktober 2023


Eine neue Studie von Transport & Environment (T&E) zeigt, dass die sieben größten europäischen Leasingunternehmen nicht die grünen Vorreiter sind, die sie zu sein vorgeben. In einer Bewertung ihrer Leistungen im Bereich der umweltfreundlichen Mobilität anhand von sieben Kriterien schneidet keines der Unternehmen gut ab.

Analysiert wurden die Unternehmen Volkswagen Financial Services, Mobilize Financial Services, ALD I LeasePlan (am 16. Oktober 2023 in Ayvens umbenannt), Arval, Leasys, Alphabet und Athlon. Zusammen betreuen diese Unternehmen einen Fuhrpark von fast 10 Millionen Fahrzeugen in der EU. In Europa wird inzwischen die Hälfte der Neuwagen über einen Leasingvertrag zugelassen. Leasingunternehmen haben daher einen enormen Einfluss darauf, wie schnell die EU zur Elektromobilität übergeht und ihre CO2-Emissionen im Verkehr senkt.

Geringe Elektroanteile

Keines der Leasingunternehmen hat sich dazu verpflichtet, vollständig auf Autos mit Verbrennungsmotor zu verzichten. Im Gegensatz dazu haben sich viele Autohersteller und große Unternehmen bereits verpflichtet, bis 2030 zu 100 % auf Elektrofahrzeuge umzusteigen. ALD I LeasePlan ist die einzige Leasinggesellschaft, die sich ein ehrgeizigeres Ziel für die Einführung von batteriebetriebenen Elektrofahrzeugen (Battery Electric Vehicle, BEV) gesetzt hat als die Automobilhersteller. Andere Leasinggesellschaften haben nur schwache oder gar keine Ziele für den Einsatz von BEVs.

Auf der Grundlage der Zulassungszahlen für 2023 in Frankreich und Italien - den beiden einzigen Ländern, in denen die Zulassungen pro Unternehmen erfasst werden - zeigt die Analyse, dass alle Leasingunternehmen einen geringeren Anteil an BEVs haben als der allgemeine Markt in Frankreich, und drei der Leasingunternehmen (Leasys, Alphabet, Athlon) bleiben auch hinter dem Markt in Italien zurück. Laut T&E sind Arval, ALD I LeasePlan, Mobilize und Leasys jeweils in ihrem stärksten Markt Nachzügler- in Frankreich oder Italien.

Die Analyse stuft die Unternehmen nach weiteren Kriterien ein, die sich auf die CO2-Emissionen, den Anteil an Plug-in-Hybriden (PHEV) und den Anteil an großen Fahrzeugen beziehen. Bei den meisten Kriterien versäumen es die Leasing-Riesen, als grüne Vorreiter zu agieren, so T&E.

Grosse Marktmacht

Stef Cornelis, Leiter des Bereichs Elektroflotten bei T&E, erklärt: "Die Welt ist dabei, aus den fossilen Treibstoffen auszusteigen. Warum nicht auch die Leasingunternehmen? Mit ihrer Macht und ihren Ressourcen haben sie die Möglichkeit, viel schneller auf Elektromobilität umzusteigen, als sie es bisher in der EU getan haben."

Leasingunternehmen sind die unbekannten Giganten der Automobilbranche. Die sieben in dem Bericht untersuchten Leasingunternehmen betreuen einen Fuhrpark von schätzungsweise 9,3 Millionen Fahrzeugen in der EU und mehr als ein Viertel aller Neuzulassungen (30,0 %). Leasingunternehmen haben einen sehr großen Einfluss auf die Geschwindigkeit, mit der der Markt von fossilen Fahrzeugen auf Elektroautos umgestellt wird. Die Unternehmen sind auch äußerst profitabel, mit Gewinnspannen von 12 % bis 50 % bei den untersuchten Unternehmen. Die Gewinne von ALD I LeasePlan und Arval haben kürzlich die Milliardengrenze überschritten.

Aufgrund ihrer Größe und Finanzkraft fordert T&E diese sieben Unternehmen auf, sich bis spätestens 2028 ein 100%iges BEV-Ziel zu setzen.

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