Ungenügende Luftqualität

Die Weltgesundheitsorganisation hat im September 2021 aufgrund neuer Erkenntnisse die Grenzwertempfehlungen zu den Luftschadstoffen nach unten korrigiert.

  • Fanny Zürn, Paktikantin VCS
  • 3. März 2022
Der Strassenverkehr trägt stark zur Luftbelastung bei - vor allem bei Feinstaub, Stickoxid und Ozon.
Bild: AdobeStock – ecovalana


Die Luftqualität wird durch die Luftschadstoffkonzentration beeinflusst. Zu diesen Schadstoffen zählen unter anderem Feinstaub (PM), Stickstoffdioxid (NO₂), Ozon (O3), Schwefeldioxid ( SO2) und Kohlenstoffmonoxid (CO). Für die Schadstoffe Feinstaub und Stickstoffdioxid empfiehlt die Weltgesundheitsorganisation (WHO) nun seit September 2021 deutlich tiefere Grenzwerte, als sie zurzeit für die Schweiz gelten.

In der Schweiz fallen Luftschadstoffe vor allem bei der Holzverbrennung, in der Landwirtschaft,der Industrie und beim motorisierten Verkehr an. Letzterer trägt insbesondere beim Feinstaub, bei den Stickstoffdioxiden und indirekt auch bei den Ozonwerten stark zur Luftbelastung bei.

In den letzten Jahren wurde zwar eine langsame Verbesserung der Luftqualität festgestellt. Einen kurzfristigen positiven Effekt hatte auch der Rückgang des Verkehrsaufkommens infolge der Lockdowns. Die angepassten WHO-Empfehlungen zeigen aber, dass ein gesundheitsverträgliches Niveau noch nicht erreicht ist.

Frühzeitige Todesfälle

Schon kleine Mengen an Luftschadstoffen führen zu erheblichen gesundheitlichen Schäden: So sterben weltweitjährlich sieben Millionen Menschen an den Folgen von Luftverschmutzung. Bei Kindern kann schlechte Luftqualität das Lungenwachstum beeinträchtigen sowie Atemwegserkrankungen hervorrufen. Erwachsene erleiden häufiger Schlaganfälle. Luftverschmutzung hat aber auch einschneidende Auswirkungen auf die Ökosysteme. Namentlich die Ozonwerte werden heutzutage weiterhin markant überschritten. Dies führt dazu, dass in der Landwirtschaft Ernteeinbussen von bis zu 15 Prozent zu beklagen sind. Im Jahr 2010 beliefen sich die Kosten dieser Ausfälle allein in der Schweiz gemäss einer Studie des Bundesamtes für Raumentwicklung (ARE) auf über 100 Millionen Franken. Die gesellschaftlichen sowie finanziellen Kosten der Luftverschmutzung sind also hoch.

Wer in den rot oder orange eingefärbten Gebieten lebt, ist zu hohen Stickstoffdioxid-Werten ausgesetzt – das ist ein Grossteil der Schweizer Bevölkerung.

Politik ist gefordert

Welche Reaktion ist nun aufgrund der neuen Empfehlungen seitens der Schweizer Politik erforderlich? Hierzulande werden die Grenzwerte der Luftschadstoffe in der Luftreinhalte-Verordnung geregelt. Bundesrat und Parlament stehen nun in der Pflicht, die Immissionsgrenzwerte in Einklang mit den neuen Erkenntnissen der WHO zu bringen. Zudem müssen gezielte Massnahmen ergriffen werden, damit die Schadstoffemissionen auf ein notwendiges Niveau gesenkt werden können. Da der Verkehr zu den Hauptverursachern der Luftverschmutzung zählt, hält der VCS den Druck auf die Politik hoch: Nebst der Reduktion des Strassenverkehrs sind für eine bessere Luftqualität strenge Abgasnormen und die Elektrifizierung der Motorfahrzeuge erforderlich.