Richtung Export, Recycling oder Einlagerung
In der Schweiz werden jedes Jahr 275’000 Fahrzeuge aus dem Verkehr genommen. Die Hälfte davon wird exportiert, der Rest rezykliert oder eingelagert. Zwischen Umweltfragen und Kreislaufwirtschaft – was geschieht mit den Autos am Ende ihres Lebens?
- Gabriel Gasser, Praktikant Verkehrspolitik beim VCS
- 24. April 2025

Bild: Stiftung Auto Recycling Schweiz
Die Zahl der in der Schweiz zugelassenen Fahrzeuge ist innerhalb von 25 Jahren um 40 % gestiegen und beläuft sich aktuell auf mehr als 6,5 Millionen. Die Mehrheit davon sind Personenwagen – auf zwei Einwohnerinnen und Einwohner kommt jeweils ein Personenwagen. Nach der Zulassung wird ein Auto während circa 18 Jahren im Durchschnitt 200 000 Kilometer gefahren. Doch was geschieht mit dem Fahrzeug am Ende seines Lebens?
«Jährlich werden in der Schweiz ungefähr 275’000 Fahrzeuge aus dem Verkehr genommen», erklärt Daniel Christen, Geschäftsführer der Stiftung Auto Recycling Schweiz. Die Hälfte wird exportiert, zwischen 40’000 und 70’000 werden verschrottet und der Rest sammelt sich an, ohne dass er umgehend verarbeitet wird.
Weiterer Einsatz im Ausland
Ist ein Auto noch funktionstüchtig, geht es in den Export. Um ein gewisses Qualitäts- und Sicherheitsniveau zu gewährleisten, hat das Bundesamt für Umwelt eine Reihe von Kriterien festgelegt. Ein Auto kann nur dann exportiert werden, wenn es fahrtüchtig ist, nur leichte Schäden aufweist und über einen annullierten Fahrzeugausweis verfügt. Es darf keine verbotenen Substanzen wie zum Beispiel für die Ozonschicht schädliche Kühlmittel enthalten. Wird ein Auto exportiert, kann seine Lebensdauer bis zu 30 Jahre betragen. Charles Marmy, Experte für Kreislaufwirtschaft, ergänzt: «Möglicherweise lohnt sich eine Reparatur in der Schweiz nicht, im Ausland aufgrund der geringeren Arbeitskosten hingegen schon. Solche Fahrzeuge werden daher manchmal trotz einer Funktionsstörung exportiert.»
Möglicherweise lohnt sich eine Reparatur in der Schweiz nicht, im Ausland aufgrund der geringeren Arbeitskosten hingegen schon.
2024 wurden ungefähr 145’000 Autos aus der Schweiz exportiert. 75 % dieser Fahrzeuge blieben innerhalb von Europa – fast die Hälfte davon in Balkanstaaten. Der Export nach Afrika ist zurückgegangen: Vor zehn Jahren machte er noch 50 % aus, aktuell sind es nur noch 13 %. Diese Entwicklung ist insbesondere auf neue Umweltvorschriften zurückzuführen, die einige Länder in Westafrika erlassen haben, um den Import von zu alten oder umweltverschmutzenden Fahrzeugen zu begrenzen.
Demontage, Recycling
Nicht exportierbare Fahrzeuge werden zu kontrollpflichtigen Abfällen, die verarbeitet werden, um die Auswirkungen auf die Umwelt gering zu halten. Zuerst werden umweltgefährdende Flüssigkeiten extrahiert (Motorenöl, Treibstoff, Kühlmittel), dann Batterien und Pneus entfernt und an entsprechende Fachbetriebe weitergeleitet. Batterien und Pneus können wiederverwendet oder rezykliert werden.
Altfahrzeuge sind auch eine wertvolle Quelle für Ersatzteile: Motor, Getriebe, Türen, Radios und zahlreiche weitere Bestandteile können wiederverwendet werden. Es gibt jedoch auch gewisse Lücken im Recycling. «Es sind ungefähr 30 bis 50 Kilogramm Elektrogeräte verbaut, die in der Regel vor dem Verschrotten nicht entfernt werden. In diesen Geräten konzentrieren sich die in Autos enthaltenen Edelmetalle. Für eine effiziente Wiedergewinnung dieser Metalle müssten sie getrennt rezykliert werden», erklärt Charles Marmy.
2023 wurden ungefähr 40’000 Fahrzeuge geshreddert. Dadurch konnten 27’000 Tonnen Metall wiedergewonnen werden, während 13’000 Tonnen Abfälle verbrannt wurden.
Nach der Demontage wird das Auto verschrottet, danach werden Eisen- (Stahl) und Nichteisenmetalle (Aluminium, Kupfer) voneinander getrennt. Ungefähr zwei Drittel eines Fahrzeugs können rezykliert werden, die nicht verwertbaren Reste werden verbrannt. «2023 wurden ungefähr 40’000 Fahrzeuge geshreddert. Dadurch konnten 27’000 Tonnen Metall wiedergewonnen werden, während 13’000 Tonnen Abfälle verbrannt wurden», so Daniel Christen.
Nicht alle Altfahrzeuge werden sofort rezykliert. Eine unbekannte Anzahl wird in der Schweiz in Garagen, bei Occasionshändlern oder auf Schrottplätzen eingelagert. «Für die Verwertungsunternehmen stellt der Metallkurs auf den Märkten eine wichtige Variable dar. Sie legen Vorräte an, um ihre Geschäfte an die Nachfrage nach Sekundärwerkstoffen anzupassen», erklärt Charles Marmy. In 10 Jahren sind fast 650’000 Fahrzeuge zu diesem riesigen Lager hinzugekommen – eine Herausforderung, was Platz und Verwaltung angeht. Gemäss Daniel Christen verliert sich die Spur eines Teils dieser Fahrzeuge endgültig: «Einige Fahrzeuge werden trotzdem exportiert, zum Beispiel in Balkanländer.»
Problem für die Umwelt
Das Ende des Lebens von Fahrzeugen in der Schweiz folgt einem strukturierten Prozess, der zwischen Export und Recycling aufgeteilt ist. Die Hälfte der Fahrzeuge, die in der Schweiz nicht mehr zugelassen werden können, werden in andere Länder exportiert. Auch wenn diese Exporte die Nachfrage nach günstigen Fahrzeugen befriedigen, so werfen sie insbesondere aufgrund der Verschmutzung, die sie in ihrem zweiten Leben bis zur Entsorgung verursachen, Fragen in Bezug auf Ethik und Umwelt auf. Die exakte Zahl der in der Schweiz eingelagerten Altfahrzeuge ist nicht bekannt, doch der Bestand hat sich im Jahr 2023 um mehr als 100’000 Wracks erhöht.
Eine unbekannte Anzahl Altfahrzeuge wird in der Schweiz in Garagen, bei Occasionshändlern oder auf Schrottplätzen eingelagert. In 10 Jahren sind fast 650’000 Fahrzeuge zu diesem riesigen Lager hinzugekommen. Bild: Stiftung Auto Recycling Schweiz
Die Anteile der wiederverwendeten oder verwerteten Recyclingmaterialien nehmen zu. «Die Verwendung von Schrott verhindert den Abbau von 60’000 Tonnen Eisenerz pro Jahr. Dank neuen Technologien können zudem immer mehr Edelmetalle aus den Verbrennungsrückständen gewonnen werden», führt Daniel Christen aus. Die Recyclingkreisläufe bleiben jedoch unvollständig: Jährlich werden immer noch zehntausende Tonnen Reste der zerlegten Fahrzeuge verbrannt. Charles Marmy ruft in Erinnerung: «Der Schweizer Fuhrpark umfasst fast 240’000 Tonnen Elektronik, was der doppelten jährlichen Menge an gesammeltem Elektroabfall in der Schweiz entspricht.» Im Gegensatz zu kleinen Elektrogeräten gibt es bei Fahrzeugen keine Verpflichtung, die Komponenten wiederzuverwerten.