Unterwegs einfach aufladen

Die Anzahl Ladestationen in der Schweiz und im Ausland reicht aus, um mit einem Elektroauto praktisch ungehindert unterwegs zu sein. Es braucht zwar ein wenig organisatorischen Aufwand, aber sowohl die Umweltbilanz als auch die Fahrkosten sind günstiger.

  • Luca Maillard, Spezialist Fahrzeugbewertung eco-auto
  • 24. Juni 2025
Schnellladestation in Südfrankreich
Bild: Luca Maillard / VCS

Mit dem Elektroauto durch die Schweiz oder ins Ausland zu reisen, ist an sich problemlos machbar. Es braucht allerdings mehr Planung, als wenn man in einem Auto mit Verbrennungsmotor unterwegs ist. Es geht vor allem darum, im Vorfeld je nach Reichweite des Fahrzeugs die Zwischenhalte zum Laden zu bedenken, das Vorhandensein von Ladestationen am Reiseziel zu prüfen sowie Mittel und Wege zum Aktivieren und Bezahlen des Aufladens bereitzustellen.

Luc Tschumper, stellvertretender Direktor und Projektleiter bei Swiss eMobility, bestätigt: «Im Allgemeinen ist das Aufladen unterwegs sehr einfach, es gibt genügend Ladestationen und die Bezahlung mit Kreditkarte wird immer üblicher.»

Es gibt genügend Ladestationen und die Bezahlung mit Kreditkarte wird immer üblicher.
Luc Tschumper

Route gut planen

Vor einer Reise in eine unbekannte Region empfiehlt es sich, ein Tool zur Ladeplanung zu verwenden. Stéphane Rosset, Verkaufschef bei MOVE Mobility, empfiehlt die externe App A better route planner in Verbindung mit jener des Fahrzeugs und derjenigen des bevorzugten Netzbetreibers. Damit lassen sich die Pausen je nach vorhandenen Ladestationen, Fahrzeugautonomie, externen Faktoren und Einsatzbedingungen optimieren.

Leistungsfähige Planungstools berücksichtigen die Tatsache, dass Autobahnfahrten bei hoher Geschwindigkeit die theoretische Autonomie reduzieren, und zwar wegen des höheren Energieverbrauchs. Bei einer Fahrzeugautonomie von 300 km ist etwa alle zwei Stunden ein Nachladen während rund 20 Minuten vorzusehen. Stéphane Rosset empfiehlt, den Tempomat auf 110 km/h einzustellen und den «Eco»-Modus der Klimaanlage einzuschalten. Denn auch das intensive Benützen der Klimaanlage oder der Heizung fordert die Batterie heraus.

In einer gut mit Ladestationen ausgerüsteten Zielregion kann man die Strecke so planen, dass die Batterie am Ende bis auf 10 oder gar auf 5 Prozent hinunter entladen ist. Bei Auslandsreisen empfiehlt Luc Tschumper, eine Reichweitenreserve einzuplanen und sich im Voraus eine alternative Lademöglichkeit zu überlegen – für den Fall, dass eine Station einmal nicht wie erwartet funktioniert. Solche unangenehmen Überraschungen werden aber durch den laufenden Ausbau des Ladenetzes immer seltener.

Aufladen am Reiseziel

Besonders praktisch ist es, wenn man sich ein Reiseziel aussucht, das für das Laden von Elektroautos ausgerüstet ist. Andernfalls sollte man mit einer ziemlich gut geladenen Batterie am Ziel eintreffen, um über eine gewisse Autonomie für die Fahrten vor Ort zu verfügen. In jedem Fall empfiehlt es sich, die Schnellladestationen in der Nähe ausfindig zu machen. Ebenfalls in Betracht zu ziehen sind die Möglichkeiten zum langsamen Laden, etwa bei Einkaufszentren. Eine ausgefeilte Planungsapp lokalisiert die Ladestationen nicht nur, sondern gibt auch ihre Leistung sowie die aktuelle Verfügbarkeit an.

Eine ausgefeilte Planungsapp lokalisiert die Ladestationen nicht nur, sondern gibt auch ihre Leistung sowie die aktuelle Verfügbarkeit an.
Stéphane Rosset

Ladestation aktivieren und einfach bezahlen

Üblicherweise lassen sich die Schnellladestationen mit einem Smartphone und einer Kreditkarte aktivieren (QR-Code scannen). Mit mehreren Karten und Ladeabonnements sichert man sich zusätzliche Optionen, auch im Ausland, sowie günstigere Tarife.

In der Schweiz gibt es Dutzende Ladestationenbetreiber (Liste am Ende des Artikels) und Anbieter, die Karten und Abos mit sehr unterschiedlichen Pauschalen anbieten. «Ein Abonnement bei einem bestimmten Anbieter lohnt sich vor allem dann, wenn man dessen Ladestationen im Alltag regelmässig nutzt», weiss Luc Tschumper aus Erfahrung. Man lädt dann sinnvollerweise auch gleich die entsprechende App herunter, um dann möglichst bei diesem Betreiber zu laden.

Ein Abonnement bei einem bestimmten Anbieter lohnt sich vor allem dann, wenn man dessen Ladestationen im Alltag regelmässig nutzt.
Luc Tschumper

Swiss eMobility hat kürzlich einen Preiseatlas veröffentlicht, mit dem sich die Ladetarife in der Schweiz transparent darstellen und vergleichen lassen. Fürs Portemonnaie ist schlussendlich aber weniger entscheidend, ob ein öffentlicher Ladevorgang unterwegs ein paar Rappen mehr oder weniger kostet. Viel wichtiger ist eine zuverlässige und günstige Lademöglichkeit im Alltag – idealerweise in der Nähe des Wohnorts oder am Arbeitsplatz. «In diesem Fall sind die Energiekosten mit dem Elektroauto immer deutlich tiefer als mit einem Verbrenner – auch ohne Jagd nach dem günstigsten Tarif beim Laden unterwegs», meint Luc Tschumper mit einem Augenzwinkern.

Kundendienst oder Assistance anrufen

Kommt es beim Aktivieren einer Ladestation zu Problemen, empfiehlt MOVE-Verkaufschef Stéphane Rosset aus eigener Erfahrung, rasch den auf der Ladestation angegebenen Kundendienst zu kontaktieren. Deshalb ist es bei Fahrten ins Ausland auch sinnvoll, ein internationales Gesprächs- und Datenpaket zu aktivieren. Nicht vergessen: Karten und Abos geben oft Anrecht auf einen kostenlosen Assistance- und Pannendienst.

Länderspezifische Unterschiede

Zurzeit bestehen zwischen unseren Nachbarländern noch recht grosse Unterschiede in Sachen Entwicklung des Ladenetzes und Funktionsweise der Ladestationen.

  • Deutschland: Gut entwickelte Infrastruktur. Schnellladestationen sind auf fast allen Autobahntankstellen zu finden. Die wichtigsten Betreiber von Ladenetzen sind EnBW, E.ON et Tesla.
  • Frankreich: Die Ladeinfrastruktur ist recht gut entwickelt. Auf der Autobahn kann es vorkommen, dass Ladestationen angegeben werden, die sich noch in der Installationsphase befinden. Auf dem Land sind die Ladestationen mancherorts dünner gesät. Die wichtigsten Betreiber von Ladenetzen sind Tesla, Fastned et Electra.
  • Österreich: das Netz der Ladestationen ist relativ dicht. Auf ladestellen.at kann man sich über die Ladestationen informieren und sie lokalisieren. Smatrics EnBW ist der grösste Ladestationenbetreiber.
  • Italien: Im Norden des Landes ist die Infrastruktur gut ausgebaut. Im Süden muss man seine Route in Abhängigkeit von den Möglichkeiten gut planen. Schnellladestationen befinden sich an Autobahnauf- und -abfahrten und immer öfter auch auf Raststätten. Die wichtigsten Ladestationenbetreiber sind Enel X, Plenitude on the Road, Duferco Energia und Ionity.

Klimakompensation

In der Schweiz laufen fast alle Ladestationen mit erneuerbarer Energie. Mehrere wissenschaftliche Studien konnten aufzeigen, dass das Fahren eines Elektroautos beträchtlich geringere Auswirkungen auf das Klima hat als das Fahren eines Autos mit Verbrennungsmotor, auch unter Berücksichtigung der Batterieproduktion. Dieser Vorteil kompensiert zusammen mit geringeren Betriebskosten weitgehend die kaum ins Gewicht fallenden Nachteile in Sachen Streckenplanung und rechtfertigt die Wahl eines elektrischen Antriebs.

Aufladen zu Hause: Check-up und Subventionen beim Installieren von Ladestationen

Am bequemsten lädt man Elektroautos zu Hause. Swiss eMobility, der Schweizer Verband für Elektromobilität, bietet darum mit dem einen eMobility CheckUp eine seriöse Erstberatung für die Installation von Ladestationen für Miet- und Stockwerkeigentumsliegenschaften an. Dabei prüft eine qualifizierte Fachperson aus dem Anbieterverzeichnis von Swiss eMobility vor Ort die baulichen und technischen Voraussetzungen und zeigt passende, zukunftssichere Lösungen für Elektroauto-Ladestationen auf.

Ausserdem subventioniert die öffentliche Hand hier und dort die Installation von Ladestationen. Weitere Informationen: www.energiefranken.ch

Die wichtigsten Ladestationenbetreiber: