Batterien: Die EU geht voran

Eine Studie des VCS in Zusammenarbeit mit «Brot für alle» und «Fastenopfer» zeigte: Hersteller von Batterien für Elektroautos tun nicht genug, um Umwelt- und soziale Standards einzuhalten. Die Europäische Kommission schlägt nun ein umfassendes Gesetz vor.

  • Anette Michel, Projektleiterin Auto-Umweltliste
  • 15. November 2021
Im chilenischen Hochland werden für den Lithium-Abbau grosse Wassermengen verdunstet.
Bild: Hemis/Alamy Stock Photo


«Die Ökobilanz von Elektroautos ist besser als von Verbrennern und sie können einen wichtigen Beitrag zu einem klimaverträglichen Verkehr leisten. Darum ist es umso wichtiger, dass die Batterieherstellung möglichst wenig Schäden verursacht», sagt Stéphanie Penher, Bereichsleiterin Verkehrspolitik beim VCS Verkehrs-Club der Schweiz.

Gemäss dem künftigen Batterie-Gesetz der EU sollen Hersteller ihre Sorgfaltspflichten über die gesamte Lieferkette wahrnehmen und dokumentieren müssen, dass Menschenrechte und Umweltstandards eingehalten werden. Dazu gehört auch, dass sie Transparenz zur Herkunft der Rohstoffe schaffen. Weiter soll für jede Batterie der CO2-Fussabdruck über den gesamten Lebenszyklus deklariert werden, ab 2027 sollen CO2-intensive Batterien verboten werden. Ausserdem müssen Hersteller ihre Batterien zurücknehmen und dem Recycling zuführen. Neue Batterien müssen zudem bestimmte Anteile rezyklierter Stoffe enthalten.

Kaum Transparenz über Lieferkette

Die Ziele der EU entsprechen den Forderungen, die der VCS mit den Entwicklungsorganisationen «Brot für alle» und «Fastenopfer» im Herbst 2020 in einer Studie formuliert hat. Anhand öffentlich zugänglicher Dokumente der Firmen wurde der Umgang mit Umwelt- und Menschenrechtsfragen der sechs weltweit grössten Hersteller von Auto-Batterien untersucht. Zumindest soweit möglich; denn vor allem über die Lieferkette sind heute nur sehr wenige Informationen verfügbar und praktisch nie kann rückverfolgt werden, aus welchen Minen die Rohstoffe stammen.

«Auch die Schweiz muss mit politischen Vorgaben dafür sorgen, dass Batterierohstoffe rezykliert werden.»
Karin Mader

Alle Unternehmen beschränken ihre Sorgfaltspflicht zudem auf bestimmte problematische Mineralien wie Gold und Kobalt. Kobalt stammt fast ausschliesslich aus der Demokratischen Republik Kongo, der Abbau erfolgt teilweise durch Kinderarbeit. Problematisch ist aber auch der Abbau von weiteren Rohstoffen: Um etwa Lithium zu gewinnen, werden grosse Wassermengen verdunstet. Dies verschärft den Wassermangel im chilenischen Hochland, was die dortige Bevölkerung und das Ökosystem gefährdet.

Recycling auch in der Schweiz zentral

«Die Batterie-Vorschriften der EU werden Hersteller dazu zwingen, ihre Sorgfaltspflicht entlang der gesamten Lieferkette und für alle Rohstoffe wahrzunehmen», kommentiert Studienautorin Karin Mader von «Brot für alle» und «Fastenopfer». Weil die E-Mobilität an Bedeutung gewinnt, wird der Bedarf nach Batterierohstoffen steigen. «Darum ist ein möglichst vollständiges Recycling von Batterien so wichtig. Auch die Schweiz muss mit politischen Vorgaben dafür sorgen, dass Batterierohstoffe rezykliert werden», fordert Mader.

«Unabhängig davon kommen wir nicht um eine Reduktion des Fahrzeugbestandes herum: Autos müssen künftig primär gemeinsam genutzt werden», ergänzt Penher.

Weitere Infos zur Studie finden Sie hier.

Dieser Text wurde erstmals im März 2021 in der Auto-Umweltliste publiziert.


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