Frankreich: Zuschläge und Prämien beim Autokauf
Frankreich bestraft den Kauf von Verbrenner-Autos, die zu umweltschädlich sind, mit einer Steuer von bis zu 60'000 Euro. Gleichzeitig fördert das Land den Umstieg auf Elektroautos mit einer Prämie. Dank des Drucks von Umweltorganisationen ist dieses Anreizsystem strenger geworden.
- Luca Maillard, Spezialist Fahrzeugbewertung eco-auto
- 13. Mai 2024
Illustration: muellerluetolf.ch / Samira Oschounig
In Frankreich riskieren Autofahrende, die ein Benzin- oder Dieselauto auf ihrer Wunschliste haben, dass die Rechnung um einige tausend Euro steigt – bis zu 60’000 Euro für die Autos mit dem höchsten Verbrauch. Umgekehrt kann die Wahl eines Elektromodells den Preis um 4000 Euro senken, sofern das Objekt der Begierde ein gewisses Limit beim ökologischen Fussabdruck einhält. Ein guter Grund, vor der Bestellung des neuen Fahrzeugs ganz genau hinzuschauen … Oder gar die Gelegenheit zu nutzen, ganz aufs eigene Lenkrad zu verzichten?
Ein starkes politisches Signal
Gegenwärtig wird der Zuschlag in Frankreich für Verbrenner erhoben, deren CO2-Emissionen 117 g/km übersteigen. Auf den Verbrauch umgerechnet sind das in etwa fünf Liter Benzin pro 100 Kilometer, was demjenigen eines sparsamen Autos entspricht. Der Zuschlag ist progressiv und bleibt deshalb für einen Kleinwagen mit etwa 100 Euro bescheiden. Für ein Modell der Mittelklasse beläuft er sich auf mehrere tausend Euro, bei einem grossen SUV erreicht er locker 10’000 Euro. Die Obergrenze liegt bei 60’000 Euro für Modelle, die mehr als 193 g CO2 pro Kilometer ausstossen, wie z. B. die E-Klasse von Mercedes.
Die Organisation Transport & Environment (T&E) France unterstützt dieses System und hat sich in den letzten Jahren dafür eingesetzt, dass es strenger wird. «Der Malus ist vor allem ein politisches Signal», sagt Marie Chéron, die bei T&E France für Fahrzeugpolitik zuständig ist. Sie führt weiter aus: «Zudem funktioniert er als konkreter Anreiz, da er die umweltschädlichsten Modelle stark belastet.»
Prämie für «gute» Elektromodelle
Parallel zum CO2-Zuschlag unterstützt Frankreich seit vielen Jahren den Kauf von Elektroautos finanziell. Seit 2024 beschränkt die französische Regierung die Auszahlung dieser Prämie auf Modelle mit einem geringeren ökologischen Fussbadruck. Für Chéron geht dies in die richtige Richtung: «Elektroautos können bei ihrer Herstellung hohe CO2-Emissionen verursachen, namentlich wegen der Batterie.» Der neue Öko-Indikator ist jedoch noch verbesserungswürdig: «Ein progressiver Tarif würde es ermöglichen, den effizientesten Fahrzeuge, insbesondere den leichtesten, einen Vorteil zu verschaffen.» Gegenwärtig profitieren auch über zwei Tonnen schwere Autos mit überdimensionierten Batterien vom Bonus, sofern sie in Europa hergestellt werden.
Auch über zwei Tonnen schwere Elektroautos profitieren vom Bonus, sofern sie in Europa hergestellt werden.
Die Kosten dieser Subventionen belaufen sich für den französischen Finanzhaushalt auf über eine Milliarde Euro. Da die Preisdifferenz zwischen Verbrennern und Elektroautos kleiner wird und die Kosten für die Nutzung von Elektroautos tief sind, ist die Legitimität einer solchen Politik fraglich. Sie birgt das Risiko, dass die motorisierte individuelle Mobilität auf dem heutigen Stand bleibt oder sogar weiter zunimmt. Die Klimaprognosen zeigen, dass es zwar nötig ist, den Wagenpark zu elektrifizieren, dass aber die Klimaschutzziele nur mit einem drastischen Rückgang der Anzahl Fahrzeuge und der gefahrenen Kilometer eingehalten werden können.
Vor diesem Hintergrund könnte ein Reformvorschlag an Präsident Emmanuel Macron gerichtet werden, der vorsieht, dass Autofahrende auch für Elektroautos einen Zuschlag bezahlen müssen, wenn deren ökologischer Fussabdruck oder das Gewicht zu hoch sind.
Und in der Schweiz?Beim Kauf eines Autos in der Schweiz gibt es lediglich eine Information in Form der Energieetikette (Klassen A bis G). Dieses System hat eine sehr geringe Anreizwirkung und berücksichtigt wichtige Umweltparameter wie die Schäden bei der Batterieherstellung nicht. Für einen Vergleich der Autos nach Umweltkriterien gibt es nur ein unverzichtbares Werkzeug: die Plattform eco-auto.info. |
Weitere Informationen zum Thema (auf Französisch)
- T&E-Artikel « L’éco-bonus européen : un nouvel outil de politique industrielle pour l’Europe ? » (November 2023)
- Erläuterungen der französischen Regierung: « Comment fonctionne le bonus écologique ? » und « Malus écologique : comment ça marche ? »