Die Elektros fahren den Verbrennern davon

Das Jahr 2020 war auch für den Automarkt aussergewöhnlich. Es wurde geprägt durch die Einführung des 95-Gramm-Ziels und natürlich die Corona-Pandemie. Während die Anzahl der verkauften Autos insgesamt einbrach, gab es einen Boom bei E-Autos und Plug-in-Hybriden.

  • Martin Winder, Projektleiter Auto-Umweltliste
  • 20. November 2021
Neuheiten wie der Renault Twingo Electric sorgen weiter für Auftrieb bei den Elektroauto-Verkäufen.
Bild: Renault


Im vergangenen Jahr wurden 24 % weniger Autos verkauft als 2019. Dieser deutliche Rückgang ist auf die Corona-Pandemie und die damit verbundenen Unsicherheiten zurückzuführen. Umso eindrücklicher ist die Entwicklung der Verkaufszahlen von Hybrid- und Elektrofahrzeugen. Fahrzeuge mit alternativen Antrieben konnten sich dem Markteinbruch nicht nur entziehen, sondern ihr bisheriges starkes Wachstum weiter fortsetzen.

Seit 1. Januar 2020 gilt der Zielwert von 95 g CO2/km für die in der Schweiz verkauften Neuwagen (118 g gemäss WLTP). Allerdings mit der Übergangsbestimmung, dass bei der Berechnung nur 85 % der Fahrzeuge berücksichtigt werden. Die schlechtesten 15 % der Neuwagen werden noch nicht mitgerechnet. Dennoch dürfte der Zielwert der wichtigste Grund für den deutlichen Verkaufsanstieg von Elektro- und Hybridfahrzeugen sein. Um die strengeren Vorgaben einhalten zu können, haben die Hersteller das Modellangebot mit diesen Antrieben deutlich ausgeweitet.

Deutlich mehr Steckerfahrzeuge

Der Absatz von Elektroautos wuchs um beeindruckende 48 %. Noch stärker stiegen die Verkäufe der Plug-in-Hybride, deren Zahl sich im vergangenen Jahr mehr als verdoppelt hat. Damit konnten die Plug-in-Hybride ihren Marktanteil auf über 6 % steigern und liegen damit knapp hinter den Elektroautos (8,2 %).

Für die Autohersteller ist es attraktiv, Plug-in-Hybride zu verkaufen. Diese stossen auf dem Papier sehr wenig CO2 aus, sind aber meist gut ausgestattete, stark motorisierte und somit hochpreisige SUVs. Hinsichtlich Klimaschutz haben aber Plug-in-Hybride kaum Vorteile. Warum Plug-in-Hybride ein fauler Kompromiss sind, erfahren Sie hier.

Wasserstoff noch nicht relevant

Im Schatten der beiden grossen Umwälzungen im Automarkt entwickelten sich die noch marginalen Verkäufe der Brennstoffzellen-Fahrzeuge sehr positiv. Was das Marktwachstum betrifft, übertrafen die H2-Autos die Elektroautos. Mit 42 verkauften Stück ist ihre Bedeutung jedoch noch sehr gering. Zurzeit sind auch erst sechs öffentliche Wasserstoff-Tankstellen in Betrieb. Sollte das flächendeckende Tankstellennetz bis 2023 tatsächlich Realität werden, so dürften auch die Autoverkäufe weiterhin stark wachsen. Falls in den kommenden Jahren das Modellangebot steigt, könnten auch Marktanteil-Prozente vor dem Komma realistisch werden.

Fortsetzung folgt

Für 2021 ist bei E-Autos und Plug-in-Hybriden mit weiterem Wachstum zu rechnen. Denn zahlreiche Hersteller werden neue Elektroautos und Plug-in-Hybride auf den Markt bringen. Beeinflusst wird das Angebot auch durch die nächste Einführungsphase des 95-g-Ziels. So gilt der Zielwert seit 1. Januar 2021 für 90 % der Neuwagen.


Dieser Text wurde erstmals im März 2021 in der Auto-Umweltliste publiziert.