Ein Elektro-Nutzfahrzeug für die Baustelle?

Der CEO von Art-Tisons wollte dem Steinmetz-Unternehmen, das er vor 35 Jahren mit seinem Vater gegründet hatte, neuen Schwung geben. Vor einem Jahr montierte er Solarmodule und kaufte ein Elektro-Nutzfahrzeug für den Transport von Baustellenmaterial.

  • Flore Maret, ehemalige Praktikantin Verkehrspolitik beim VCS
  • 29. September 2022
CEO Etienne Rossier wollte Art-Tisons zu einem umweltfreundlicheren, jüngeren und moderneren Unternehmen weiterentwickeln.
Bild: Flore Maret / VCS


Das Unternehmen Art-Tisons, das auf Steinmetz-Arbeiten und Cheminée-Bau spezialisiert ist, hat sich durch Renovierungsarbeiten an historischen Gebäuden wie zum Beispiel der Kathedrale Freiburg einen Namen gemacht. Dies hat das Unternehmen nicht davon abgehalten, sich auf die Zukunft zu konzentrieren und die Elektrifizierung seiner Fahrzeuge in Angriff zu nehmen.

Im Frühling 2021 kaufte Art-Tisons einen Peugeot e-Expert. Laut dem aktuellen CEO, Etienne Rossier, gehörte das Unternehmen zu den ersten, die diese Art von Elektro-Kastenwagen im Kanton Freiburg beschafften. Die Beweggründe basierten einerseits auf ökonomischen Überlegungen: «Der Kaufpreis ist höher, aber wenn man zwischen 20’000 und 30’000 Kilometer jährlich mit einem Elektrofahrzeug zurücklegt, dann wird es günstiger. Und dann muss man praktisch keinen Service mehr machen.» Auf der anderen Seite stand die Idee, dem Unternehmen eine neue Richtung zu geben: «Umweltfreundlicher, jünger und moderner.»

Die Reichweite von grossen Kastenwagen als Grenze

Die Erfahrungen in Bezug auf die Reichweite sind laut Aussagen des CEO relativ gut. Dieses Nutzfahrzeug kann auf Strassen mit 80 km/h zwischen den Baustellen in der Region Freiburg oder in Lausanne hin und her fahren, sofern es nicht zu stark beladen ist. Im Winter oder auf der Autobahn sinkt die Reichweite allerdings ziemlich schnell und man muss das Einsatzspektrum anpassen.

Der Kaufpreis ist höher, aber wenn man zwischen 20’000 und 30’000 Kilometer jährlich mit einem Elektrofahrzeug zurücklegt, dann wird es günstiger.

Darüber hinaus wird dieser Kastenwagen nur für den Geschäftsbereich Steinmetzerei verwendet. Damit lassen sich kleine Maschinen, Kanister, Sand, Mörtel, manchmal kleine Molasse-Blöcke usw. transportieren. Für Etienne Rossier ist es nicht denkbar, dieses Fahrzeug für den Cheminée-Bereich einzusetzen. «Das Gewicht wäre nicht unbedingt ein Problem, aber das Ladevolumen dieses Fahrzeugs ist nicht gross genug, um Öfen und Cheminées darin unterzubringen.» Mit einem Anhänger könnte man das Volumen vergrössern, aber dadurch würde die Reichweite zu stark abnehmen.

Und was wäre mit einem Elektro-Nutzfahrzeug mit mehr Ladekapazität? Die Antwort kommt postwendend: «Ich habe eines getestet – einen Fiat E-Ducato – und meiner Ansicht nach ist die Reichweite noch nicht genügend.»

Erneuerbare Stromerzeugung

Hinsichtlich Ladeinfrastruktur wurden 240 Quadratmeter Photovoltaikmodule auf dem Dach des Firmengebäudes installiert, mit denen an einem sonnigen Tag drei Elektrofahrzeuge aufgeladen werden können. Die Südost-Ausrichtung der Solarmodule ist für Nutzfahrzeuge nicht optimal, da diese meistens am Abend geladen werden. Der vor Ort produzierte Strom ermöglicht allerdings, die beiden Elektro-Dienstfahrzeuge von Tesla zu laden und gelegentlich den Peugeot e-Expert, wenn der Fahrer in der Werkstatt arbeitet. Die Solarpanels versorgen auch die Büros sowie die Werkstatt des Unternehmens mit Strom.

Mit den Solarmodulen auf dem Dach der Firma können an einem sonnigen Tag drei Elektrofahrzeuge geladen werden.

Dem CEO von Art-Tisons fehlt es nicht an Ideen: «Wir haben uns überlegt, die Kunden zu fragen, ob wir die Fahrzeuge vor Ort auf der Baustelle laden könnten. Im Gegenzug würden wir zum Beispiel den Rechnungsbetrag reduzieren. Aber das ist etwas komplizierter und gilt nicht als üblich.»

Erfreuliche Aussichten

Mit einem einzigen Elektro-Kastenwagen auf ungefähr zehn Nutzfahrzeuge steht das Unternehmen erst am Anfang. Etienne Rossier präzisiert, dass es das Ziel war, zu «testen» beziehungsweise herauszufinden, ob die Alternativen für den eigenen Bedarf taugen. Da stosse man durchaus an Grenzen – dennoch plane man die Installation von 40 zusätzlichen Quadratmetern Solarmodulen – dieses Mal mit Ausrichtung nach Südwesten. Dies ist für die Nutzung abends besser – ebenfalls geplant sind zwei neue Ladestationen hinter dem Gebäude. Das Unternehmen beabsichtigt überdies, ein neues Elektrofahrzeug zu kaufen, um den alten Kastenwagen Peugeot Partner, der das Ende seiner Lebensdauer bald erreicht hat, zu ersetzen.


Weiter lesen

Lesen Sie weitere Porträts von Unternehmen, die auf Elektrofahrzeuge setzen: